Green Elephant Biotech bringt Nachhaltigkeit in biopharmazeutische Produkte
„Green Elephant Biotech GmbH“ ist der Name eines seit Februar im Gießener Technologie- und Innovationszentrum (TIG) angesiedelten Start-ups. Die Ausgründung aus der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) zeigt, was entstehen kann, wenn Kompetenzen gebündelt werden. Durch die effektive Zusammenarbeit der Gründer Dr. Joel Eichmann und Felix Wollenhaupt mit THM, TIG und dem Makerspace in Gießen ist mit „CellScrew“ ein innovatives, patentiertes sowie nachhaltiges Zellkultivierungssystem zur Produktion lebensrettender Medikamente und Impfstoffe entwickelt worden.
Die Idee hierzu entstand auf einem Wasserspielplatz. „Als ich meiner Nichte beim Spielen zusah, habe ich mir gedacht: „So sollte man Bioreaktoren für Zellkulturen gestalten“, berichtet Dr. Joel Eichmann. Das war vor vier Jahren. Heute steht seine Entdeckung kurz vor der Marktreife. Im Vergleich zur klassischen Rollerflasche, die normalerweise zum Einsatz kommt, bietet „CellScrew“ eine enorm vergrößerte Wachstumsoberfläche bei gleichem Volumen. „In die Flasche sind sowohl eine archimedische Schraube sowie ein konzentrischer Zylinder eingebaut“, erklärt er. Auf diese Weise könnten Zellen optimal mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt und ein konstant gutes Milieu erhalten werden. „Dank der breitflügeligen Schraube kann die Oberfläche, auf der die Zellen wachsen, vervielfältigt werden, sodass zwanzigmal so viele Zellen wie üblicherweise produziert werden.“ Ziel ist es, mit der „CellScrew-Technologie“ hochpreisige Medikamente, Diagnostika und Impfstoffe in größerer Menge kostengünstiger zu produzieren.
Da eine Herstellung dieser Flasche nicht auf konventionelle Weise möglich war, wandte sich Eichmann an Nils Seipel und Johannes Schmid vom Makerspace Gießen, um das 3D-Druck-Verfahren nutzen zu können. „Joel war einer der Teilnehmer in unserem ersten 3D-Druck-Workshop“, erinnert sich Schmid. Ein weiterer Vorteil: Durch den 3D-Druck ist die Verwendung von nachhaltigen Materialien wie PLA – aus Maisstärke gewonnener Kunststoff – möglich. „Das sorgt gleichzeitig für eine bessere CO2-Bilanz“, freut sich der promovierte Bioverfahrenstechniker.
Nachdem Dr. Joel Eichmann die Idee hatte, informierte er sofort seinen Arbeitgeber, die THM, welche die Ausgründung unterstützte und das Patent anmeldete. „Die Anmeldung lief ohne Einsprüche, was recht selten ist“, weiß Dr. Joachim Bille, Leiter des Referats Transfer an der THM. Parallel zur Patentierung erstellte Eichmann neben seiner normalen Arbeit bereits den ersten Prototyp und kümmerte sich um die Finanzierung. Im Business-Plan-Wettbewerb „Science4Life“ kam „CellScrew“ unter die besten zehn, was die Aufmerksamkeit von Investoren erregte.
So investierte die Beteiligungs-Managementgesellschaft Hessen mbH – die mittelständische Beteiligungs- und Venture-Capital-Gesellschaft des Landes Hessen – um das Produkt auf den Markt zu bringen. Darüber hinaus hat sich ein Konsortium branchenerfahrener Business Angels an der Pre-Seed-Finanzierungsrunde beteiligt. Insgesamt ist auf diese Weise ein hoher sechsstelliger Betrag zusammengekommen. „Die Business Angels unterstützen auch mit Fachwissen und ihren Netzwerken“, erläutert Dr. Joachim Bille. Ihr Engagement zeige, dass dieses Projekt funktionieren könne. Künftige Kunden sind Forschungslabore und Pharmaunternehmen.
„Wir freuen uns, dass Green Elephant Biotech bei uns eingezogen ist“, erklärt Antje Bienert, Geschäftsführerin des TIG. „Wir sind immer auf der Suche nach motivierten, technologisch orientierten Unternehmen und unterstützen diese mit günstigen Räumen, Events, Beratungsangeboten und Netzwerkkontakten.“ Bald werden noch mehr Räume gebraucht, denn die Einstellung der ersten Mitarbeiter steht bevor. Mittlerweile ist auch das Patent zu den marktüblichen Konditionen an Green Elephant Biotech übertragen worden, die THM erhält eine Erfolgsbeteiligung.
Text von Petra A. Zielinski
Bei der Präsentation von "CellScrew" (v. l.): Pamela Schück, Antje Bienert, Joachim Bille, Joel Eichmann, Nils Seipel und Johannes Schmid